Wünsche an das Krankenhaus der Zukunft

Rund zwei Drittel sagen in einer Umfrage für die Vinzenz Gruppe, dass ihnen Selbstbestimmung in der Therapie wichtig ist. Gegenüber der Digitalisierung gibt es eine hohe Aufgeschlossenheit.

Wer krank ist, will genau über die Behandlung informiert sein, jeden Behandlungsschritt genau erklärt bekommen und mitreden können. Das geht aus einer repräsentativen Ifes-Umfrage im Auftrag der Vinzenz Gruppe hervor: 64 Prozent wünschen sich derartige Selbstbestimmtheit – Frauen stärker als Männer, Menschen mit höherer Bildung stärker als solche mit einfacher Bildung. Außerdem zeigen sich die Österreicher/innen als sehr aufgeschlossen gegenüber den neuen technologischen Entwicklungen im Krankenhausbereich.

Michael Heinisch, Geschäftsführer der Vinzenz Gruppe, sieht einen klaren Auftrag: „Als Ordensspitäler ist es für uns bedeutend, unser Ohr immer ganz nah beim Patienten zu haben, um wirklich auf seine Bedürfnisse eingehen zu können.“ Daher lässt die Vinzenz Gruppe zusätzlich zu den regelmäßigen Patientenbefragungen alle fünf Jahre eine repräsentative Bevölkerungsumfrage machen – so auch heuer anlässlich ihres 25-Jahr-Jubiläums und unter Einbindung des Sprechers der österreichischen PatientenanwältInnen, Dr. Gerald Bachinger.

„Die Vinzenz Gruppe sucht seit 25 Jahren Antworten auf Probleme, für die es im Gesundheitssystem noch keine Lösung gibt. Mit Innovationen, die nichts umstürzen, aber vieles besser machen. Diese Umfrage zeigt uns, dass Patientinnen und Patienten keine Angst vor Innovationen haben, sondern sich diese sogar ausdrücklich wünschen“, erklärt Heinisch.

Gerade die Covid-19-Pandemie hat bei vielen Befragten Aufgeschlossenheit für neue Technologien im Zusammenhang mit Angeboten in Krankenhäusern geweckt – wobei derzeit in die Leistungen der Spitäler von einem Drittel der Befragten „höchstes“ und von einem weiteren Drittel zumindest „sehr hohes“ Vertrauen gesetzt wird. Zudem haben fast drei Viertel „höchstes“ (49 Prozent) oder „sehr hohes“ (24 Prozent) Verständnis für die verschärften Hygiene-Regeln, die jetzt in Krankenhäusern gelten.

Online-Angebote der Spitäler gefragt

Grundsätzlich belegt die Auswertung der Umfrage, dass die Patientinnen und Patienten eine große Offenheit gegenüber Modernisierungen im Krankenhaus- und Gesundheitswesen haben. Sie zeigen eine hohe Bereitschaft, digitale Angebote von Spitälern wahrzunehmen. Wichtig ist ihnen jedoch die Wahlfreiheit zwischen digitalen Angeboten und persönlicher Zuwendung. Dazu Heinisch: „Die Beziehung von Mensch zu Mensch muss intakt bleiben und die Vorteile der Digitalisierungsmaßnahmen müssen den Menschen zugutekommen.“ Technische Innovationen sollen auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entlasten, damit sie mehr Zeit für die Patienten haben.

Ein Beispiel für neue technologische Entwicklungen sind etwa Online-Ambulanzen. Jeweils ein Drittel der Befragten stimmt vollständig (und ein weiteres Drittel überwiegend) der Aussage zu, dass eine Online-Ambulanz Zeit spart. Im selben Ausmaß wird eine Online-Ambulanz als Erleichterung für chronisch Erkrankte oder Menschen mit schwachem Immunsystem gesehen – und als gute Alternative in Zeiten von Pandemien, aber auch generell während der Erkältungszeit zum Schutz vor Ansteckung.

 „Das Krankenhaus der nahen Zukunft wird mit ganz neuen Bedürfnissen der Patienten konfrontiert sein“, ist Patientenanwalt Bachinger überzeugt. Gerade Beispiele wie die Online-Ambulanzen zeigen, dass es oft nur geringfügige Umstellungen brauche, um maximalen Nutzen für die Patienten herausziehen

Besonders froh ist Bachinger über das wachsende Selbstbewusstsein. „Da sieht man im Vergleich zu früheren Umfragen, dass es eine klare Tendenz dazu gibt, dass sich Patienten als Koproduzenten ihrer Gesundheit aktiv in den Genesungsprozess einbringen.“ Patienten sind bereit, Eigenverantwortung zu übernehmen und wollen bei der Wahl der Behandlungsmethoden mitreden.

Menschlicher Kontakt bleibt unerlässlich

Ifes-Geschäftsführer Reinhard Raml, dessen Institut die Umfrage im Oktober durchgeführt hat, sieht die Österreicherinnen und Österreicher als „durchaus aufgeschlossen gegenüber den neuen technischen Entwicklungen im Krankenhausbereich. Für 76 Prozent der befragten Männer und 64 Prozent der Frauen überwiegen persönlich die Vorteile der Digitalisierung im Gesundheitsbereich. Man kann auf wohlwollende, positiv gestimmte Neugierde bauen.“

Allerdings gilt das nicht für alle möglichen technischen Innovationen in gleicher Weise: Der Online-Check-in bei Krankenhäusern liegt mit 75 Prozent Befürwortung an der Spitze dessen, was man sich in Zukunft „gut vorstellen“ kann. Auch die Unterstützung von Operationen durch Roboter scheint bereits gut verankert (68 Prozent). Online-Aufklärungsgespräche vor einem Krankenhausaufenthalt werden von einer knappen Mehrheit (52 Prozent) positiv gesehen. Durchaus positive Resonanz (47 Prozent) erhält auch der Einsatz von Künstlicher Intelligenz in der Diagnostik. Größere Berührungsängste gibt es bei Robotern in der Pflege, wobei sogar hier jede/r Dritte (37 Prozent) eine Unterstützung befürworten würde

Fachklinik gewünscht

In der Umfrage wurde auch erhoben, wie die österreichische Bevölkerung die Entwicklung hin zu Fachkliniken beurteilt. Vorausgesetzt, dass eine Versorgung von Notfällen aus anderen medizinischen Bereichen auch in Fachkliniken gewährleistet ist, finden 19 Prozent eine solche Spezialisierung „ausgezeichnet“ und weitere 34 Prozent „sehr gut“. Für die speziellere Versorgung würden 32 Prozent „jedenfalls“ und weitere 50 Prozent „eher schon“ längere Wege bei planbaren Operationen und Behandlungen in Kauf nehmen. 

Die Ifes-Studie bestätigt jenen Weg, den die Vinzenz Gruppe schon vor mehreren Jahren mit der Gründung von Fachkliniken und Schwerpunktzentren eingeschlagen hat, erklärt Heinisch. „Technische Innovationen sollen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entlasten, damit sie mehr Zeit für die Patienten haben. Denn der Mensch wird auch in Zukunft klar im Mittelpunkt stehen.“ 

Dokumentation der Umfrage: Ifes im Auftrag der Vinzenz Gruppe Krankenhausbeteiligungs- und Management GmbH, n=1000 Befragte (telefonische CATI-Interviews und online), repräsentativ für die österreichische Bevölkerung, Befragungszeitraum 25. 9. bis 15. 10. 2020.

Über die Vinzenz Gruppe: Die Vinzenz Gruppe hat sich in den vergangenen 25 Jahren zu einem der größten privaten Träger von gemeinnützigen Gesundheitseinrichtungen in Österreich entwickelt. Im Jahr 2019 betrug der Umsatz der Vinzenz Gruppe 819 Millionen Euro, die Gesamtzahl der Mitarbeiter (Köpfe) 8.454. Im Jahr 2019 wurden in den Krankenhäusern 171.802 Patientinnen und Patienten stationär aufgenommen, weitere 477.489 Fälle wurden ambulant behandelt. 

 

 

25 Jahre Vinzenz Gruppe: Entwicklung und Perspektive

Patientenbedürfnisse in Zeiten von Covid-19

Patientenbedürfnisse und Erwartungen an die Gesundheitsversorgung und Krankenhäuser der Zukunft​​​​​​​