„Die Digitalisierung vereinfacht das tägliche Management“

27.04.2022

Dr. Katharina Wolman ist die neue Vorsitzende des Medizinischen Management-Teams der Vinzenz Gruppe. Wir sprachen mit der ärztlichen Direktorin des Orthopädischen Spitals Speising über Digitalisierungs-Projekte und Zukunftsstrategien.

Die Funktion des Vorsitzes im Medizinischen Management-Team dauert drei Jahre. Welche Ziele und Visionen möchten Sie in dieser Zeit umsetzen?

Katharina Wolman: Allen voran liegt mir das Thema Ausbildung sehr am Herzen. Aber auch die strategische Weiterentwicklung der medizinischen Exzellenzfelder der Vinzenz Gruppe und nicht zuletzt die Bindung der ärztlichen Mitarbeiter sowie die Vernetzung über unsere Krankenhäuser hinweg sind mir ein Anliegen. Damit erreichen wir im Kontext unserer Gesundheitsparks für unsere Patienten und Patientinnen eine qualitativ hochwertige geschlossene Behandlungskette. 

Welche Innovationen möchten Sie im Ausbildungsbereich etablieren?

Beim Thema gesundheitliche Versorgung in Österreich wird stets diskutiert, ob wir bereits einen Ärztemangel haben, oder ob es sich vielmehr um eine Miss-Verteilung der Facharztstellen handelt. Nach meiner Ansicht trifft beides zu. Einerseits konzentrieren sich viele Fachärzte mit ihren Ordinationen im städtischen Bereich, andererseits steuern wir aufgrund von fehlenden Ausbildungsmöglichkeiten aber auch Ausbildungsinteresse für bestimmte Fachgebiete zunehmend auf einen Ärztemangel in bestimmten Fächern zu. Um dem gegenzusteuern, ist es unter anderem notwendig, die Ausbildungsstellen für Fachqualifikationen besser zu koordinieren. Wir erörtern innerhalb der Vinzenz Gruppe kontinuierlich, wie die Ausbildungsstellen besetzt sind und wie eine optimierte Rotation der Ausbildungsärzte gemanagt werden kann. Hierzu haben wir bereits densogenannten "DoctorsPoint" etabliert. Es ist eine Anlaufstelle für alle Humanmedizinstudierenden, die Teil unseres Unternehmens werden möchten. Sie begleitet Studenten im klinisch praktischen Jahr und Ausbildungsärzte der Vinzenz Gruppe bei ihrer weiteren Karriereplanung. Mein Ziel ist es, ein IT unterstütztes Ausbildungsmanagement-Tool zu implementieren, das in weiterer Folge auch ein e-Logbuch inkludiert. Darüber hinaus ist es auch wichtig, die Ausbildungsärzte und Jungfachärzte in ihrer fachlichen Aus-und Weiterbildung zu unterstützen. Hier möchte ich vermehrt auf Simulationstrainings, Förderung von Stipendien und Fellowships setzen. 

"Die e-Fieberkurve Mona ist ein gutes Beispiel dafür, wie die Digitalisierung das tägliche Management für alle Berufsgruppen in unseren Spitälern unterstützt."

Die Digitalisierung hinkt in der Gesundheitsversorgung im Vergleich zu anderen Branchen noch nach. Woran liegt das? 

Das Spitalwesen ist wie kaum eine andere Branche geprägt von einer hohen Personalintensität und Diversität. Die Phase der Implementierung von neuen digitalen Lösungen stellen daher eine große Herausforderung dar, da es dadurch zu einer Umstrukturierung in vielen Kernprozessen kommt. Natürlich spielt daneben auch die Höhe des Budgets und das Thema Datenschutz eine wesentliche Rolle. Dennoch setzen wir in vielen Bereichen auf technologiebasierte Produkt- und Prozessinnovationen, auch wenn sich diese nicht von heute auf morgen umsetzen lassen.

Wie die Implementierung der e-Fieberkurve Meona, die die Vinzenz Gruppe in ihren Einrichtungen derzeit ausrollt. Wie sind Ihre bisherigen Erfahrungen damit?

Eine elektronische Fieberkurve bedeutet eine enorme Erleichterung im Arbeitsablauf. Gerade bei der Behandlung der Patienten müssen viele verschiedene Berufsgruppen auf die Fieberkurve zugreifen können. Die manuellen oft gleichzeitig notwendigen Eintragungen erschwerten bisher die Arbeit, vor allem das richtige Entziffern stellte immer wieder eine große Herausforderung dar. Meona ermöglicht uns eine Durchgängigkeit in der Patientenbetreuung und sorgt für mehr Patientensicherheit und damit einhergehend auch für die Sicherheit der Mitarbeiter. Das ist ein gutes Beispiel dafür, wie die Digitalisierung das tägliche Management für alle Berufsgruppen in unseren Spitälern unterstützt. 

Sie erwähnten die Vernetzung und Bindung der ärztlichen Mitarbeiter über alle Krankenhäuser der Vinzenz Gruppe hinweg. Wie möchten Sie dies erreichen?

Bei der Digitalisierung geht es nicht nur um die Erleichterung von Behandlungs- und Versorgungsprozessen, sondern auch um den komplexen Informationsfluss und -austausch, der durch diese Veränderungen hervorgerufen wird. Hier ist es mir ein besonderes Anliegen, dass wir den Mitarbeitern die Möglichkeit schaffen, sich über alle Krankenhäuser der Vinzenz Gruppe hinweg zu vernetzen und sich über Innovationsprozesse auszutauschen. Schließlich führt auch das zu einem Mehrwissen in anderen Bereichen. Hier tun wir schon einiges, aber es gibt noch viel Luft nach oben. 

"Neben unseren bestehenden Exzellenzfelder kommen die Eltern-Kind-Medizin und Altersmedizin neu dazu. Damit richten wir den Fokus auf ein gesamtheitliches Gesundheitsbild."

Sie planen außerdem, die medizinischen Exzellenzfelder strategisch weiterzuentwickeln. Welche Ziele haben Sie sich hier gesetzt?

Neben unseren bestehenden Exzellenzfeldern Onkologie und Orthopädie kommen die beiden Exzellenzfelder Eltern-Kind-Medizin und Altersmedizin neu dazu. Damit richten wir den Fokus auf ein gesamtheitliches Gesundheitsbild entlang der medizinischen Strategie unserer Einrichtungen. Wir werden uns auch hier auf Handlungsfelder wie Digitalisierung, Aus- und Weiterbildung und Wissenschaft konzentrieren. Wie schon im Exzellenzfeld Onkologie werden wir in jedem Exzellenzfeld eine Vernetzung zwischen den Fachdisziplinen und Abteilungen schaffen. Der Mehrwert soll unseren Patienten und Mitarbeitern zu Gute kommen. 

Haben Sie bereits Pläne, was Sie nach Ablauf der drei Jahre als Vorsitzende des Medizinischen Management-Team machen werden?

Mir wird nach Ablauf der drei Jahre sicher nicht langweilig werden. Ich möchte auf jeden Fall meinem Nachfolger das Arbeitsfeld so überlassen, dass er auf einer guten Basis weiterarbeiten kann, so wie ich das von meinem Vorgänger übernommen habe. Ich habe daher bereits begonnen, einen Leitfaden zu erstellen, welche Aufgaben und Kommunikationsstrukturen bei dieser Funktion berücksichtigt werden müssen. 

Interview: Rosi Dorudi

 

 

Katharina Wolman, Dr. MSc MBA Vorsitzende des Medizinischen Management-Teams der Vinzenz Gruppe und ärztliche Direktorin des Orthopädischen Spitals Speising. Wolman ist Ärztin für Allgemeinmedizin. Nach ihrem Studium der Humanmedizin an der Universität Wien arbeitete sie als Stationsärztin des Kaiser Franz-Josef-Krankenhauses (heute Klinik Favoriten) und wechselte dann ins Orthopädische Spital Speising, wo sie unter anderem auch Qualitätsmanagementbeauftragte war. 2014 wurde sie zur ärztlichen Direktorin ernannt. Seit 2022 ist Wolman Vorsitzende des medizinischen Management Teams.